Dienstag, 25. März 2014

Heute bleiben mir noch 100 Tage bis ich wieder zuhause bin. Auf einer Seite freue ich mich natürlich total euch alle wieder zu sehen und wieder bei euch zu sein. Doch auf der anderen Seite will ich meinen Traum noch nicht beenden. Ich möchte die Person die ich hier auf der anderen Seite der Welt geworden bin noch nicht wieder aufgeben. Diese Lilly gefällt mir nämlich und ich weiß es wird sehr schwer sie aufrecht zu erhalten wenn ich wieder in Deutschland bin. Paraguay hat mir meine Stärken und meine Schwächen gezeigt, ich bin erwachsener geworden und gehe anders mit meinem Leben um. Meine Sicht auf die Welt hat sich verändert. Außerdem ist da noch die Angst vor der Zukunft. Wenn ich wieder zuhause bin, werde ich 18. Dann ist meine "behütete" Zeit vorbei und ich muss für all das grade stehen was ich tue. Das hört sich jetzt an als wollte ich das Gesetz brechen. Das ist keines Falls so. Ich meine nur, man selbst hat sich nicht einfach in einer Nacht verändert und trotzdem muss man von einer Minute auf die andere so viele Dinge tun, die man vorher nicht tun musste. Natürlich hat es auch Vorteile Volljährig zu sein, sehr viele sogar. Aber ich hatte immer schon Angst vor der Zukunft und ich denke das wird sich nicht ändern dadurch dass ich 18 werde. Und von dieser Angst unter anderem war/bin ich mehr oder weniger befreit hier unten. Denn hier ist das ABI weit weg, die Jobsuche, die Probleme mit Freunden und der Familie. Hier bin ich allein und kann mich nur um mich kümmern. Es ist so gesagt meine Kur hier zu sein. Und dieses Polster was ich grade noch habe, diesen Puffer bevor der Ernst des Lebens wieder  los geht, den möchte ich noch nicht beenden. Deswegen versteht bitte, wenn ich nicht so erfreut wie ihr darüber bin, dass es noch 100 Tage sind.

Besos Lilly

Mittwoch, 19. März 2014

Ich bin grade so traurig und muss mir mal alles von der Seele reden.
Aber die guten Dinge zuerst: Ich liebe meine Schule! Ich liebe meine wunderschöne Uniform und ich liebe meine Mitschüler. Sie haben mich gleich vom !. Tag an aufgenommen und sich um mich gekümmert. Meine Sitznachbarin ist wunderbar lustig und bringt mich durch die leider echt langweiligen Tage. Ich gehe gerne hin und die Tage sind auch gar nicht soo lang obwohl ich um sieben in der Schule sein muss.

Nun das weniger schöne..
Alisa das Mädchen ist am Samstag eine Treppe runter gefallen. Ihr linker Fußknöchel ist drei mal gebrochen, das rechte Bein zwei mal. Da sie operiert werden muss und das spätestens Freitag wurde alles schnell organiesiert und heute haben wir sie zum Flughafen gebracht um uns zu verabschieden. Wir Mädchen haben alle geweint und auch die Jungs machten traurige Gesichter. Es war der traurigste Moment bis jetzt hier in meinem wundervollen Austauschjahr. Aber es macht mir nochmal bewusst wie wichtig es ist jeden Tag hier zu genießen und bis ins letzte auszukosten. Denn wenn mir so etwas passiert, kann es sein, dass ich schon morgen um 12 den Weg nach Hause antreten muss.

Die Zweite Sache ist, dass ich im Moment total unglücklich mit meiner Familie bin.
Ich bin wieder bei meiner 1. Familie und ich habe die gleichen Probleme wie vorher, wenn nicht sogar schlimmer. Denn in der anderen Familie habe ich gespürt dass sie mich wirklich mochten, sich u mich kümmerten und dass es ihnen wichtig war was ich von ihnen dachte. Diese Wärme war überall zu spüren und ich liebe einfach ihre leicht chaotische Art. Hier ist es wieder so, dass ich alleine in meinem viel zu großen Zimmer sitze den ganzen Tag und dann auch noch alleine essen muss abends. Ich habe das Gefühl ich bin ihnen egal und dass sie sich nicht um mich kümmern. Und meine Mutter arbeitet nicht, muss keinen Haushalt machen, aber hat trotzdem nie Zeit mich irgendwo hinzubringen auch nicht wenn es schwer ist mit dem Bus dort hin zu kommen. Gestern zum Beispiel wollte ich zu Alisa und sie fragte wie ich denn wieder zurück kommen würde. ich sagte keine Ahnung und zuckte mit den Schultern. Es war schon 5 Uhr am Nachmittag und um 7 wird es dunkel, das ist der Zeitpunkt wann ich zuhause sein muss (was ich verstehen kann). Doch für den einen Weg allein zu Alisa brauche ich eine Stunde und nach kurzer Rechnung kann man sagen, dass das schlicht unmöglich war. Ich hätte höchstens 5 Minuten mit ihr gehabt. Ich musste weinen deswegen und nur dieser Tatsache habe ich es zu "verdanken" dass mein Vater mich dann abholen kam. Und nur der Frau von Rotary habe ich es zu verdanken dass ich dann dort schlafen konnte um zum Flughafen zu fahren heute... Ich will wieder in die andere Familie zurück. Da fühle ich mich weit besser, aber ich weißnicht wie ich das anstellen soll. Denn trotz allem mag ich meine Familie ja immernoch..

Besos Lilly